Zum
Stück:
„Aber was werden die Gebrüder Grimm dazu
sagen..."
fragt der Jäger aus Kurpfalz Rotkäppchen und die
Show-Moderatorin Hanni Hitzig, nachdem sich Rotkäppchen
endgültig von ihrem „Wolfi" verabschiedet hatte, um ihren
Märchenprinzen woanders zu suchen, - nicht bevor sie
anrührend erwartungsvoll einen Song ins Publikum
geschmalzt hat. Ja, was würden sie wohl dazu sagen?
Zunächst einmal würden sie sich wahrscheinlich, als echte
Romantiker, köstlich amüsieren über diesen
Querfeld-ein-Ritt durch Märchen, Mythen und Legenden. So
amüsieren, wie es hoffentlich auch unser Publikum tut.
Und dann ist da ja immerhin auch noch die Tatsache, dass
trotz aller liebenswürdig frechen und z.T. frivolen
Verbindungen und Ausdeutungen Angelika Bartram nichts
Anderes getan hat, als das stets gleiche Hauptthema aller
klassischen Märchen immer wieder neu zu variieren und zu
einer gemeinsamen Handlung zu verbinden: Der Märchenheld
oder besser die Märchen-HELDIN macht sich auf in die weite
Welt, um zu suchen, zu probieren, sich zu bewähren und
schließlich sich selber zu finden und damit das große
Glück, mit dem sie erwachsen wird. Dass damit ein
spezifisch weiblicher Blick auf das Geschehen geworfen
wird, ist bei einer Autorin nicht nur logisch sondern auch
bereichernd und läßt Altbekanntes neu und aktueller denn
je erscheinen.
Eingebettet in die Situation jener lauten, hektischen und
beliebig austauschbaren Promi- und Talk-Shows unserer
öffentlichen „Medien-Bedürfnis-Anstalten" versammeln sich
alle „Prominenten" der Märchenwelt und zeigen auf dem
Hintergrund aktueller Plattheiten und Pseudo-Psychologie,
dass die scheinbar einfache Botschaft immer noch, immer
wieder, heute erst recht Gültigkeit hat:
„Und das Herz klopft rasant außer Rand und
Band; die Vernunft ist entrückt für den Augenblick
Glück." (Refrain des Finales)
Zur
Musik:
Dirk van Betteray arrangierte die Musik eigens
für die Inszenierung des WKTheaters. Dabei bediente er
sich bei Themen und Motiven, die Steve Nobles für die
Uraufführung 1989 in der Kölner Comedia Colonia
verwendete. Die einzelnen Motive wurden z.T. anderen
Stücken zugeordnet, einige Stücke wurden völlig neu
überarbeitet. Nobles Konzept eines klavierdominierten
Jazzes wurde verändert in den Komplett-Sound von
„Billig"-Schlagern der 60er bzw. 70er Jahre.
Maßgeblich für diese Bearbeitungen und z.T. Neuschöpfungen
war das Inszenierungs-Konzept des WKTheaters, das die
Charakterisierung des Stückes als „satirisch witzige Revue
mit comic-haften Volkstheaterelementen" (die Autorin
A.Bartram in einem Kommentar für den Verlag) in der Weise
deutet, dass triviale und deftige Seichtheit anrührt, aber
genaue Beobachtungen des Menschlichen stark genug sind, um
dadurch nicht "verkleistert" zu werden.
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